Grenzen der Künstlichen Intelligenz aus heutiger Sicht. Ein interdisziplinärer Versuch.
Pate für den neuen zweijährigen Zyklus ist ein Dostojewski-Zitat. In «Schuld und Sühne» sagt Raskonikow (III,3): «Er ist ein kluger Mensch, aber um klug vorzugehen, dazu ist Verstand allein zu wenig». Gelegentlich wird der zweite Teil des Satzes auch übersetzt mit: «Es braucht mehr als Intelligenz, um intelligent zu handeln». Daraus haben wir den Titel des gesamten Zyklus abgeleitet: «Mehr als Intelligenz».
Ein weiterer Pate für den Titel war auch das Buch von James Bridle «Die unfassbare Vielfalt des Seins. Jenseits menschlicher Intelligenz» (München 2023), dessen Klappentext Folgendes zu entnehmen ist: «Durch eine Überbewertung unserer eigenen menschlichen Intelligenz haben wir uns von anderen Existenzweisen derart abgekoppelt, dass wir in die akute Misere der zunehmenden Zerstörung unseres Planeten geraten sind. Schuld daran sind unsere gängigen Vorstellungen von Intelligenz und Technologie: Die fortschrittlichsten Maschinen und ambitioniertesten Unternehmungen sind sowohl vom Egoismus unserer Spezies als auch von einer auf Profit und Extraktion ausgerichteten Denkweise tief geprägt. Um unsere Beziehung zum Rest des Planeten wieder sinnvoll zu gestalten, führt uns James Bridle auf eine grundlegend andere Ebene des Denkens und Erfahrens – eine Ebene, auf der wir überhaupt erst wieder in die Lage kommen, uns mit der überwältigenden Vielfalt von intelligenten Wesen um uns herum vertraut zu machen. Was können wir von ihnen lernen, und wie können wir unsere Gesellschaften verändern, um mit ihnen in eine florierende Gemeinschaft zu treten?»
Im Zentrum steht nach unserer Vorstellung das komplexe Verhältnis von menschlicher Intelligenz zu KI, aber auch zu anderen Formen von Intelligenz, wie sie neuerdings in der Biologie, der Zoologie oder generell in der Anthropologie diskutiert wird. Im Kern geht es darum, welche Bereiche auch in Zukunft nicht mit KI abgedeckt werden können. Diesem Thema möchten wir die Veranstaltung widmen. Für anwendungsorientierte Wissenschaften wie Medizin oder Jurisprudenz gilt: auch bei medizinischen Behandlungen und rechtlichen Konfliktlösungen bedarf es mehr als Intelligenz.
Im Falle der Geisteswissenschaften wäre nachzuzeichnen, wie Formen spezifischer Intelligenz ( malerischer Intelligenz, poetischer Intelligenz etc.) sich von Formen von KI unterscheiden und niemals durch sie vollkommen ersetzt werden können.