Einladung zur 13. Aeneas-Silvius-Ringvorlesung im Frühjahrssemester 2025

Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Freundinnen und Freunde der Aeneas-Silvius-Stiftung

Es sei einem Kunsthistoriker nachgesehen, wenn er dem Schreiben ein Bild voranstellt. Der Kupferstich von Johann Sadeler zeigt die Sapientia, also die Weisheit, auf ihren Knien ein aufgeschlagenes Buch mit den Worten Sapientia persepta (akzeptierte Weisheit ). Den Fuss stützt sie auf eine mit Blindheit geschlagene Personifikation der Caligo humana, des verdunkelten menschlichen Sinnes, die der Vana gloria, dem eitlen Ruhm, nachjagt. Darunter besagt der Zweizeiler auf Deutsch: Die Weisheit schenkt durch fromme Bücher den Vorgeschmack der Wahrheit. Wem der Geist verdunkelt ist, der stürzte ihr vor die Füsse.

In der Ringvorlesung, die dieses Frühjahr beginnt und im Frühjahr 2026 ihre Fortsetzung finden wird, geht es massgeblich um die Frage, wo die Weisheit sitzt und wo der verdunkelte Intellekt des Menschen. Tritt uns die Weisheit in Form der KI entgegen oder ist umgekehrt die KI jenes, was den menschlichen Sinn verdunkelt ?

Das einleitende Referat von Rüdiger Safranski ging davon aus, dass die Phänomenologie des menschlichen Geistes überhaupt neu umrissen werden muss. Die vier Beiträge im Frühjahrssemester nähern sich der Praxis an und untersuchen aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, wo sich aus heutiger Sicht eine Grenze zwischen KI und praktischer Vernunft abzeichnet. Freilich sind wir in einem derart dynamischen Prozess, dass wohl im Augenblick niemand diese Grenze als eine dauerhafte rote Linie ziehen kann.

In der Vorfreude auf viele interessante Begegnungen mit Ihnen im FS 2025 grüsst Sie freundlich

Prof. Dr. Axel Christoph Gampp
Präsident der Aeneas-Silvius-Stiftung

Basel, im Januar 2025