Alle Vorlesungen finden jeweils dienstags um 18.15 Uhr statt. Im Anschluss an die Vorlesung wird mit einem Apéro die Möglichkeit für persönliche Gespräche eröffnet.
Das Teilen von Code und Daten: «open source» und «open data» im digitalen Zeitalter
Prof. Dr. Lukas Rosenthaler, Basel Advanced Studies, Digital Humanities, Universität Basel
Einführung: Prof. Dr. Axel Christoph Gampp, Präsident der Aeneas-Silvius-Stiftung
Das Teilen von Code (Software) und Daten hat eine Tradition, welche bis in die Frühzeit der Computerentwicklung zurückgeht. In der modernen (Forschungs-)Welt hat jedoch die Forderung, dass mit öffentlichen Geldern getätigte Forschung auch öffentlich und kostenlos zugänglich sein soll, das «Teilen» eine ganz neue Dimension erreicht, welche die Forschung – speziell auch in den Geisteswissenschaften – vor neue Herausforderungen stellt. Das «Data and Service Center for the Humanities» ( DaSCH ), eine vom SNF finanzierte nationale Forschungsinfrastruktur für die Geisteswissenschaften, nimmt dabei eine Pionierrolle ein, um Code und Daten langfristig der Öffentlichkeit zugänglich zu halten.
“Male-Power”: Bodily Substance, Gendered Vitality, and Intimate Citizenship in Kenya
Prof. Dr. George-Paul Meiu, Anthropologie, Universität Basel
(Vortrag in englischer Sprache)
Einführung: Prof. Dr. Axel Christoph Gampp, Präsident der Aeneas-Silvius-Stiftung
The bodily substance of “male-power” – nguvu za kiume, in Swahili – material element imagined as sustaining normative gender difference has become an element of profuse social anxiety in recent decades in East Africa. A presumed lack of “male-power” has made the bodies of some men targets of state rehabilitation efforts. Meanwhile, bodies driven by a surplus of “male-power”, especially those of so-called “bodaboda”, young motorbike-taxi operators, have also come to the attention of leaders and civil society groups. Engagements with “malepower” work to revitalize national belonging through the management of a material bodily substance at once commodified and invested with cultural logics of risk, anxiety, and fragility. This lecture examines how social anxieties over this bodily substance drive efforts to anchor citizenship in intimacy and securitize private domains related to the body.
«Dies ist mein Leib für dich gegeben» – Leib-körperliche Perspektiven auf das Abendmahl
Prof. Dr. Andrea Bieler, Theologische Fakultät, Praktische Theologie, Universität Basel
Einführung: Monika Hungerbühler, kath. Theologin, Stiftungsrätin der Aeneas-Silvius-Stiftung
Einer der rätselhaftesten Sätze, der in vielen christlichen Abendmahlsliturgien gesprochen oder gesungen wird, lautet : «Dies ist mein Leib für dich gegeben». Zunächst sollen mögliche Bedeutungen dieses Satzes in ihrem historischen Kontext beleuchtet werden, um ihn dann in verschiedenen Bezügen nachzuverfolgen. Dabei geht die Reise vom Höhepunkt der AIDS-Krise in San Francisco bis hin zur Diktatur Pinochets in Chile.
Geben, was man nicht hat. Paradoxien des Eigentums an sich selbst.
Prof. Dr. Brigitte Hilmer, Philosophisches Seminar, Universität Basel
Einführung: Prof. Dr. Felix Hafner, Stiftungsrat der Aeneas-Silvius-Stiftung
Proprietäre Denkweisen werden in Philosophie und politischem Denken häufig für Verdinglichung in menschlichen Beziehungen verantwortlich gemacht. Der Vortrag stellt dies in Frage und geht dabei zurück auf die klassische Begründung der liberalen Eigentumsordnung im unveräusserlichen Eigentum an sich selbst bei John Locke. Diese transzendente Gabe an uns selbst ermöglicht materielle Existenz, Besitzen, Geben und Teilen gleichermassen. Ohne Selbstbesitz könnten wir einander nicht einmal Recht geben. Erst vor dem Hintergrund unverfügbaren leiblichen und personalen Eigentums an uns selbst sind wir offen für gegenständliche Verantwortung, für Übereignung und Enteignung.
Podiumsdiskussion zum Thema «Körper-Teile(n)»
Prof. Dr. Bernice Elger, Institut für Bio- und Medizinethik, Universität Basel
Dr. Conrad Müller, ehem. Direktor der nationalen Organisation Swisstransplant
Prof. Dr. Wolf Langewitz, Chefarzt em. für Psychosomatik, Universitätsspital Basel
Gesprächsleitung : Prof. Dr. Axel Christoph Gampp, Präsident der Aeneas-Silvius-Stiftung
Zur Einführung
Prof. Dr. Monika Bobbert, Universität Münster
Das Thema Körper-Teil(en) kann ganz wörtlich aufgefasst werden: Es geht um die Zergliederung des Körpers. In seinem Dialog Symposion beschreibt Platon, wie der Mensch, zunächst kugelrund und damit perfekt, den Göttern zur Bedrohung wurde und sie ihn deswegen halbierten. Die paulinische Rede von den Glaubenden als einem Leib in Christus macht radikal deutlich, dass der Auftrag christlicher Nächstenliebe nicht nur Nahestehende, sondern gleichermassen Fremde betrifft.
Auch moderne Facetten des Themas Körper und Körper-Teil(en) betreffen das Selbstverständnis des Menschen und das gesellschaftliche Zusammenleben. Sie reichen von der Transplantationsmedizin, die Körperteile ersetzt, über multidisziplinäre Perspektiven auf den Menschen in seinen körperlichen und seelischen Dimensionen bis hin zur Künstlichen Intelligenz (KI), durch welche die bisherigen Grenzen zwischen Körper und Maschine verändert werden. In der virtuellen Realität finden sich als «digital afterlife» Menschen ohne Körper, z.B. in Form von Avataren. Im Recht wird zunehmend nach der Verantwortung juristischer Personen ( Organisationen ) für Menschenrechtsverletzungen gefragt. Das Teilen des Körpers, die zergliederte Betrachtung des Menschen in seiner Leib-Seele-Einheit und die Loslösung des Personenbegriffs vom Körper sind in gewisser Hinsicht zu Leitmotiven unserer Gegenwart geworden.